Jung bleiben mit Yoga - Teil 2

Nachdem wir uns im 1. Teil (YogaVision Nr 29, Nov 2021) allgemeine Aspekte des Alterungsprozesses und des biologischen / funktionellen Alters angesehen haben, machen wir uns jetzt auf die Suche nach den Faktoren, die den stärksten Einfluss darauf haben, wie jung oder wie alt wir uns fühlen.


Zu Beginn gleich eine gute Nachricht: Entgegen früherer Annahmen schätzt die Wissenschaft heute, dass nur 10 – 30 % unseres Alterungsprozesses genetisch bedingt sind - der Rest wird von der geistigen Einstellung, von Lebensweise, Ernährung, Bewegung usw. bestimmt. Wir haben also einigen Einfluss darauf, mit wieviel Elan und Lebensfreude wir uns mit z.B. 75 Jahren bewegen! Und je früher wir beginnen, auf einige Dinge zu achten, desto besser können wir dem „Zahn der Zeit“ Einhalt gebieten.

Sehen wir uns zunächst einige Gemeinsamkeiten von Menschen an, die ein hohes Alter in guter Gesundheit erreicht haben. Welche Einstellungen, Lebensformen usw. sind diesen Menschen gemeinsam? Hier sind einige interessante – und teils wenig überraschende - Erkenntnisse:

  • Keiner von ihnen ist übergewichtig;
  • die allermeisten ernähren sich pflanzlich;
  • die wenigsten sind Raucher, und wenn, dann rauchten sie nur sehr wenig
  • alle führen ein selbstständiges und selbstbestimmtes Leben
  • alle sind humorvoll und freundlich;
  • sie sind in Frieden mit sich selbst und dem Leben;
  • sie haben eine positive Lebenseinstellung, wenig oder keinen Stress, und sie haben das Gefühl, ein sinnvolles Leben zu leben
  • generell gibt es enge familiäre Bindungen und soziales Engagement
  • alle haben regelmäßig Bewegung, z.B. spazierengehen oder Gartenarbeit.

 

Tipps eines Altersforschers

Hier sind einige Tipps des Altersforschers Sven Voelpel, die die oben genannten Faktoren bestätigen und ergänzen:

  • „Jeder ist seines Alters Schmied.“: Übernimm selbst die Verantwortung für deine Gesundheit und alles andere in dir und um dich.
  • „Geht nicht gibt’s nicht“: Streiche den Satz „Dafür bin ich schon zu alt“ aus deinem Wortschatz. Zum Beispiel ist es nie zu spät für sanfte sportliche Betätigung, fürs Tanzen oder für eine Reise.
  • Der Jungbrunnen Nr. 1 ist Fitness-Training: „Mit der richtigen Mischung aus Kraft- und Ausdauertraining können wir uns um Jahrzehnte verjüngen.“
  • Neugier macht klüger als Kreuzworträtsel. Neues lernen, neue Erfahrungen sammeln, kurz, sein Gehirn zu fordern, ist das beste Fitnesstraining für die grauen Zellen.
  • Wer das Altern positiv sieht, altert positiver. Eine bejahende Lebenseinstellung wirkt erwiesenermaßen lebensverlängernd.
  • Soziale Kontakte und positive Beziehungen sind die wichtigste Altersvorsorge.

 

Überblick der wesentlichen Faktoren, die das Altern beeinflussen

Wir können die genannten Faktoren vier Faktorengruppen zuordnen:

  1. Die rechte Einstellung: Sich im Herzen jung fühlen, neugierig und unternehmungslustig zu sein bringt nach Sven Voelpel mehr als 7 Jahre Lebenszeit – und ein großes Plus an Lebensqualität. Der Psychoanalytiker Fritz Riemann sagte: „Nichts lässt uns schneller altern als Resignation.“
  2. Der rechte Lebenswandel: Neben den fast allgegenwärtigen Umweltbelastungen wie Elektrosmog, Luftverschmutzung, Lärm und andere ist der vermutlich stärkste Faktor in diesem Bereich wohl der rechte Umgang mit Stress: Stress ist nicht nur für die meisten Krankheiten (mit-)verantwortlich, sondern auch ein wirksamer Alterungsbeschleuniger. Und natürlich spielen weitere Faktoren wie Schlaf, soziale Kontakte und Körpergewicht sowie Kontakt mit den Elementen der Natur (Sonne, Wasser, Erde …) eine wichtige Rolle.
  3. Gesunde Ernährung: Swami Sivananda sagte: „Der Mensch schaufelt sich sein Grab mit Messer und Gabel.“ Er isst zu viel, zu unregelmäßig und dazu oft noch unter Zeitdruck. Der wohl wirksamste Faktor, der das Altern bremsen kann, ist das Reduzieren der Nahrung; doch wir müssen uns nicht durch das Leben hungern, sondern sollten nur immer wieder Esspausen einlegen. Und neben der Menge der Nahrung spielt natürlich die Qualität, der pflanzliche Anteil in der Nahrung sowie eine ruhige, friedvolle innere Haltung beim Essen eine wichtige Rolle. Im Bereich Genussmittel sind die stärksten Faktoren Alkohol und Tabak, die in Summe etwa 15 Jahre Lebenszeit fordern.
  4. Bewegung: Wer kennt nicht den Spruch „Wer rastet, der rostet.“? Bei unserem Thema gilt er ganz besonders. Empfohlen wird ein individueller Mix verschiedener körperlicher Betätigungen, von denen besonders ein maßvolles Krafttraining immer wieder hervorgehoben wird. Auch die Aussage „Sitzen ist das neue Rauchen.“ hat hier seine Bedeutung: Bewegen wir uns mehr!

 

Wir werden uns in den nächsten Ausgaben dieser Artikelfolge diese 4 Faktoren ausführlicher und mit vielen praktischen Hinweisen ansehen. Die nächste Folge ist für die YogaVision Nr. 30 im Mai 2022 geplant.

Es gilt nicht, dem Leben mehr Jahre, sondern den Jahren mehr Leben hinzuzufügen.


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